Blick ins Kulturforum - Archivbild: Gottlieb -
Hanau. Jede Hanauerin und jeder Hanauer hat im vergangenen Jahr viermal das Kulturforum Hanau besucht – rein statistisch betrachtet. Damit ist die Zahl der Besuche im Vergleich zum Vorjahr um knapp 10 Prozent auf über 400.000 gestiegen. Täglich werden 1.200 bis 1.400 Besucherinnen und Besucher registriert. "Die Zahlen zeigen, dass sich das Kulturforum als integrierte Kultur- und Bildungseinrichtung im Zentrum der Stadt etabliert hat," freut sich Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky über diese erfreuliche Entwicklung.
Nach zwei Betriebsjahren könne man nun mit Sicherheit feststellen, dass alle beteiligten Institutionen von der zentralen Lage, der attraktiven Raumgestaltung und den vielfältigen Möglichkeiten profitieren. Martin Hoppe, Leiter des Fachbereichs Kultur, Stadtidentität und Internationale Beziehungen, ergänzt: "Bei der Raumnutzung machen sich die erhofften Synergieeffekte bemerkbar. Aber auch die positiven Wechselwirkungen der Angebote sorgen für eine hohe Attraktivität durch das große Spektrum an Informationen und Medien an einem Platz." Denn auf der Fläche von rund 6.300 Quadratmetern beherbergt das Kulturforum neben der Stadtbibliothek mit der Landeskundlichen Abteilung sowie dem Stadtarchiv und dem Medienzentrum auch überregional wirkenden Trägervereine Wetterauische Gesellschaft für die gesamte Naturkunde zu Hanau 1808 e.V. und den Hanauer Geschichtsverein 1844. e.V.
Dass die Brüder-Grimm-Stadt mit dem Kulturforum und seiner Stadtbibliothek auch überregional wegweisend wirkt, zeigen nicht nur die vielen Besuche von Bibliothekarinnen, Bibliothekaren und Kulturpolitikern aus der näheren und weiteren Umgebung. Noch deutlicher wird die außergewöhnliche Qualität in Sachen kultureller Bildung durch eine Entscheidung des Bundesvorstandes des Deutschen Bibliotheksverbandes unterstrichen, der die Hanauer Institution bereits in die Sektion der Bibliotheken in Städten mit 100.000 bis 400.000 Einwohnern aufgenommen hat, obwohl die Einwohnerzahl noch nicht erreicht ist.
"Statistische Zahlen und gelebtes Bibliotheksleben zeigen deutlich, dass die Stadtbibliothek Hanau im Zeitalter der Digitalisierung angekommen ist", stellt die Leiterin des Kulturforums, Beate Schwartz-Simon, fest. Nach ihren Worten haben sich in öffentlichen Bibliotheken zwar der Medienbestand, das Raumangebot, das Programm und die Arbeitsbedingungen gewandelt, nicht aber ihr Zweck. "Gerade im digitalen Zeitalter stehen sie für das Grundrecht auf Information, für Teilhabe und Chancengerechtigkeit, für lebensbegleitendes Lernen, Leseförderung und die Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz sowie auch für sinnvolle Freizeitgestaltung." Mit immerhin 470 Veranstaltungen, darunter allein 187 für Kinder, hat die allein Stadtbibliothek den Hanauer Veranstaltungskalender bereichert.
Deutlich verjüngt hat sich seit dem Umzug an die Freiheitsplatz die Nutzerschaft. Unter den rund 13.000 Personen mit Bibliotheksausweis sind heute 38 Prozent unter 18 Jahre alt, 35 Prozent sind zwischen 18 und 40 Jahre. 18 Prozent sind zwischen 41 und 59 Jahren alt und 9 Prozent sind älter als 60 Jahre. Gegenüber 2014, dem Jahr vor dem Umzug vom Schlossplatz auf den Freiheitsplatz, haben jetzt doppelt so viele Personen einen Bibliotheksausweis. Die Zahl der Studierenden, die die Stadtbibliothek nutzen, ist im Vergleich zu 2014 heute dreimal so hoch (955 Personen), die Zahl der Kinder und Jugendlichen ist um den Faktor 2,5 gewachsen. 4,2 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer haben einen Hanau-Pass, 2014 waren es lediglich 1,7 Prozent.
Dabei ist der Bibliotheksausweis viel mehr als eine "Ausleihkarte". Ausweisnummer und Passwort dienen als Login für den Onleiheverbund Hessen, das Munzinger-Archiv, die Naxos Musikbibliothek für klassische Musik und jazz, über eintausend aktuelle Tageszeitungen aus aller Welt und den Zugang zu den Computern in der Stadtbibliothek. Auch Gebührenzahlungen oder der Kauf von Eintrittskarten für Veranstaltungen im Kulturforum klappen mühelos mit dem Bibliotheksausweis. Die Leserinnen und Leser können ihr Medienkonto auch vom Urlaubsort aus verwalten, Verlängerungen oder Vormerkungen vornehmen. Und das Schließfach im Kulturforum funktioniert auch damit.
Die Stadtbibliothek mit einem jungen Erscheinungsbild hat sich inzwischen als begehrter Lernort für Schülerinnen, Schüler und Studierende etabliert. Diese halten sich zwischen anderthalb und sechs Stunden im Kulturforum auf. Um der großen Nachfrage gerecht zu werden, wird der Brüder-Grimm-Lesesaal mit einer elektronischen Zutrittskontrolle ausgerüstet, um ihn künftig während der gesamten Öffnungszeit des Kulturforums nutzbar zu machen.
In der Stadtbibliothek finden Schülerinnen und Schüler sowie Studierende an rund 150 unterschiedliche Lernplätzen die Infrastruktur vor, die sie kennen und brauchen: WLAN, Computer, Strom, Tisch und Stuhl. stehen im Kulturforum zur Verfügung, außerdem 16 Computerarbeitsplätze mit Office-Paket und Internetanschluss. Weil der Bedarf an Steckdosen für die Arbeit mit dem Laptop größer war als erwartet, wurden 38 zusätzliche Steckdosen installiert. 2017 wurde auch der Zugang zum WLAN-Netz vereinfacht, es ist jetzt kein Passwort mehr erforderlich. Zwischen 700 und 800 mal wählen sich Besucherinnen und Besucher jeden Tag mit ihren eigenen Laptops oder Smartphones ins Internet.
Die Erfahrung zeigt auch, dass die Computer in der Stadtbibliothek nicht nur von Schülern für Recherchen oder Hausarbeiten genutzt werden, sondern auch zum Schreiben von Bewerbungen, Behördenbriefe oder zur Nutzung von Online-Diensten. Die PC-Arbeitsplätze sind durchschnittlich zu 70 Prozent ausgelastet, in der Stoßzeit zwischen 13 und 18 Uhr oft sogar zu hundert Prozent.
Endlich genug Platz hat das Stadtarchiv nach dem Umzug ins Kulturforum. Dank des neuen Magazins dort können wieder regelmäßig archivwürdige Akten aus der Stadtverwaltung übernommen anschließend von metallhaltigen Ordnern in säurefreie Kartons umgepackt werden. Doch auch private Nachlässe oder Schenkungen von Hanauer Persönlichkeiten werden im Stadtarchiv erschlossen und aufgehoben. Sie stehen für spätere Forschungen zur Verfügung. Daneben hat Stadtarchivarin Monika Rademacher 505 schriftliche Anfragen bearbeitet und 590 mal Akten für Besucherinnen und Besucher herausgesucht.
An Bedeutung als Fortbildungsstätte für Lehrerinnen und Lehrer gewinnt das Medienzentrum Hanau. Während 2015 rund 100 Teilnehmende zu verzeichnen waren, stieg die Zahl in 2016 und 2017 auf über 500, die sich für eine der 22 bzw. 25 Veranstaltungen angemeldet hatten. Den Grund dafür sieht Astrid Basermann, Leiterin des Medienzentrums, nicht nur im modernen Schulungsraum, der den Namen des Bildstellengründer Franz Weber trägt, sondern auch diverse Kooperationen. Partner wie das Staatliche Schulamt für den Main-Kinzig-Kreis, das Medienzentrum für den Main-Kinzig-Kreis, die Hessische Lehrkräfteakademie und das Deutsche Filminstitut erweiterten das Programm und das Einzugsgebiet der teilnehmenden Lehrkräfte. Dieser positiven Entwicklung folgend, wurden Ende 2017 weitere Kooperationen geschlossen, so dass es für 2018 durch eine verbesserte Zusammenarbeit der Medienzentren des Rhein-Main-Gebiets weitere Veranstaltungen geben wird. (Stadt Hanau)