Über 200 interessierte Besucher im Bürgertreff Kilianstädten - Foto: PM -
Schöneck. Über 200 interessierte Besucher kamen zu der Infoveranstaltung des Arbeitskreises Ortgeschichte Kilianstädten am 10.04.2016 in den Bürgertreff. Nach der Begrüßung durch die Bürgermeisterin Cornelia Rück und des Arbeitskreisgründers Ludwig Wacker führte Mitglied Norbert Heitzenröther durch die Veranstaltung.
In seinem spannenden Vortrag erläuterte dann Christian Lohr (M.A.) vom Römisch-Germanisches Zentralmuseum in Mainz, welche Erkenntnisse die Archäologen bei ihren Untersuchungen der Überreste des ca. 7.000 Jahre alten Massengrabs gewonnen haben. Die 26 Skelette, die im Jahr 2006 beim Bau der neuen Umgehungsstraße südlich von Kilianstädten gefunden wurden, stammen aus der Jungsteinzeit. Der Fund war Inhalt weltweiter Berichte in der archäologischen Fachpresse. Das jungsteinzeitliche Massengrab ist ein Zeugnis der frühesten bäuerlichen Gesellschaften in Mitteleuropa, der "Bandkeramischen Kultur".
Die 26 Leichen von überwiegend jungen männlichen Erwachsenen und Kindern wurden damals im Torbereich einer 2 Hektar großen Grabenanlage entsorgt und mit Siedlungsabfall überdeckt. Jugendliche und jüngere Frauen waren unterrepräsentiert und wurden vielleicht entführt. Die zahlreichen an den Schädeln festgestellt Frakturen belegen einen gewaltsamen Tod durch steinerne Dechsel und möglicherweise auch Knüppel. Eine auffallend hohe Anzahl gebrochener Schienen- und Wadenbeine lassen auf Folter oder Verstümmelung der Opfer schließen. Die wenigen Frakturen der Unterarme sind als Abwehrverletzungen zu deuten.
Die Toten wiesen zeittypische Leiden wie Vitamin C-Mangel, Knochenmarksentzündung und Tuberkulose auf. Aufgrund der Keramik wie auch Radiokohlenstoffdatierungen (14C) kann der Befund in einen Zeitraum zwischen 5200 und 4850 v. Chr. und damit in die späte Phase der Bandkeramischen Kultur datiert werden. In der Verfüllung des Grabens lagen zwischen den Skeletten eine zerbrochene Dechselklinge sowie zwei knöcherne Pfeilspitzen, die als mögliche Tatwaffen in Frage kommen. Als Motive für das Massaker sind Konflikte zwischen Siedlungen und Kleinregionen denkbar, etwa um Territorien und Ressourcen. Nach Ende seines hochinteressanten Vortrags beantwortete Herr Lohr noch die vielen Fragen der Besucher.
Zur Information der zahlreichen Wanderer, Spaziergänger und Radfahrer plant der Arbeitskreis Ortsgeschichte Kilianstädten die Aufstellung einer Tafel am Parkplatz an der Hohen Straße in der Nähe der Fundstelle. (Arbeitskreis Ortsgeschichte Kilianstädten)