Landrat Pipa - Archivbild: Günter Gottlieb -
Main-Kinzig-Kreis. Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen hat einen gesetzlichen Sicherstellungsauftrag, der die ärztliche Versorgung der Versicherten auch in sprechstundenfreien Zeiten bei Notfällen sicherstellt.
„Nach den Äußerungen des Vorstandsvorsitzenden Frank Dastytch stelle ich fest: Bei der KV steht nicht das Sicherstellen von medizinischen Leistungen, sondern Zusammenstreichen im Vordergrund. Dafür brauchen wir aber keine KV“, kritisiert Landrat Erich Pipa. „Die KV spricht nicht im Namen der Bürger, im Gegensatz zu Politikern, die bei der Kommunalwahl mehrere zehntausend Stimmen erhalten haben. Mehr als 110.000 Stimmen verpflichten mich jedenfalls zu einer bürgernahen Politik. Eine Belehrung von nicht gewählten, bürgerfeindlich handelnden Bürokraten habe ich nicht nötig.“
Vorausgegangen war eine Polemik von Frank Dastych und Dr. Günter Haas gegen die Initiative des Main-Kinzig-Kreises, einen kinderärztlichen Bereitschaftsdienst an den Main-Kinzig-Kliniken zu gewährleisten. „Seit 31. März warte ich auf eine Antwort der KV zu unserem Anliegen. Statt sich inhaltlich damit auseinanderzusetzen und auf die Bedürfnisse von Eltern einzugehen, die hier in Notfällen weite Entfernungen mit ihren kranken Kindern zurücklegen müssten, erteilen Dastych und Haas mir über die Presse eine kalte Abfuhr.“
Pipa vermisst in der Pressemitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung stichhaltige Argumente gegen einen kinderärztlichen Bereitschaftsdienst im Main-Kinzig-Kreis. „Wie ist es zu vertreten, dass Eltern aus Sinntal eine Strecke von mehr als 80 Kilometern auf sich nehmen sollen, wenn ihr Kind nachts ärztliche Betreuung benötigt? Wie ist es zu vertreten, dass der bevölkerungsreichste Flächenkreis Hessens bei den Überlegungen ausgespart wird? Warum gehen die Herren nicht auf die Zahl von jährlich rund 9.000 Fällen in der Kinder-Notfallambulanz ein, die sowohl für den entsprechenden Bedarf als auch für das Vertrauen in die Main-Kinzig-Kliniken sprechen? Keine Antworten, nur Nebelkerzen und Ablenkungsmanöver“, moniert Pipa. „Dabei bestand nun genug Gelegenheit, diese Fragen zu beantworten. Es ist unanständig und steht der Kassenärztlichen Vereinigung nicht gut zu Gesicht, Schreiben unbeantwortet zu lassen und bei solch sensiblen Themen so zu reagieren wie die KV reagiert hat.“
Die Kinderkliniken in Gelnhausen und Hanau sind seit Jahren in der Notfallambulanz erfolgreich und tragen somit dazu bei, dass der gesetzliche Sicherstellungsauftrag gewährleistet ist. Darüber hinaus gibt es eine hervorragende Zusammenarbeit zwischen den niedergelassenen Kinderärzten und den Kliniken, die sehr gut ausgestattet sind und über eine hervorragende Diagnostik verfügen. Für die Kinderärzte in der Region bedeutet die Wahrnehmung eines Bereitschaftsdienstes in Offenbach nicht nur einen weiteren Anfahrtsweg für die Eltern mit ihren kranken Kindern, sondern auch für die dann diensthabenden Ärzte. „Das ist eine Politik völlig an den Menschen vorbei, hier werden bisherige sehr gute Strukturen der Zusammenarbeit ignoriert“, so Pipa.
Derartige Entscheidungen gehen am Bürgerwillen vorbei, bisher haben sich etwa 5.000 Bürgerinnen und Bürger an der online-Petition des Main-Kinzig-Kreises beteiligt. Auch die Kreisgremien haben in ihrer konstituierenden Sitzung sich für einen notärztlichen Bereitschaftsdienst im Main-Kinzig-Kreis ausgesprochen. „Wir rufen die Eltern auf, weiterhin und jetzt erst Recht, die Dienste der Kliniken hier im Main-Kinzig-Kreis in Anspruch zu nehmen! Wir werden uns für einen Verband nicht verbiegen.“ (mkk)