Der Bagger ist im Naturschutz oft das wichtigste Arbeitsgerät - Foto: GNA -
Main-Kinzig-Kreis. In der Vorweihnachtszeit blickt die Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA) traditionell zurück auf das vergangene Jahr. Im Natur- und Artenschutz konnte sie wesentliche Projekte realisieren und wichtige Erfolge verbuchen. Durch ein buntes Veranstaltungsprogramm gelang es, viele kleine und große Menschen für die Natur zu begeistern. Die GNA erhielt nicht zuletzt dafür 2016 eine internationale Anerkennung, den Umweltpreis der französischen Yves Rocher Fondation.
Das alles ist für die Vorsitzende Susanne Hufmann noch lange kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen: „Auch in der Zukunft geht uns die Arbeit nicht aus. Der Schutz der Natur hat viele Facetten und benötigt oft viele Anläufe, vor allem aber eine breite Unterstützung. Deshalb informieren wir immer wieder über unsere Pläne und Vorhaben. Wir hoffen natürlich, dass wir mit unseren Natur- und Artenschutzideen und unserem Engagement für den Main-Kinzig-Kreis überzeugen können.“
Denn erst im Oktober legte das Hessische Umweltministerium die neue Rote Liste der bestandsgefährdeten Brutvogelarten vor. Am Beispiel Kiebitz wird die besorgniserregende Lage der Wiesenvögel deutlich. Obwohl in den letzten Jahren viele Anstrengungen unternommen wurden, ist seine Situation sehr kritisch. Von ehemals 2000 Brutpaaren ist der hessische Bestand auf 250 bis 400 Paare zurückgegangen. Um diesem Negativtrend entgegenzuwirken, setzt die GNA schon seit langem auf ein umfassendes Wiesenvogelschutzkonzept.
Lebendige Kinzigauen für Kiebitz & Bekassine, Laubfrosch & Gelbbauchunke
In der Kinzigaue von Langenselbold entstanden gleich zwei, sehr große Gewässerkomplexe. Dazu gestalteten die Naturschützer mehrere Gräben zu Flutmulden um. Die flachen Stillgewässer sind ein wichtiger Trittstein im Biotopverbund Laubfrosch sowie ein Beitrag zur Weiterentwicklung der Lebensräume für wiesenbrütende Vogelarten. Auch eine dringend notwendige Biotoppflege im Kiebitzland an der Kinzig konnte noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.
Die Funktionsfähigkeit einer Flutmulde in der Kinzigaue von Hasselroth als Amphibienlaichhabitat und Nahrungsbiotop stellte die GNA Anfang November wieder her. Projektleiter Günter Könitzer hofft, dass künftig wieder Kiebitze, Bekassinen, Uferschnepfen und vielleicht sogar der Große Brachvogel hier zu sehen sind. Mit Sicherheit wird aber auch der Weißstorch, der 2016 wieder einmal eine positive Brutbilanz aufwies, in den Projektgebieten der GNA neue Nahrungsquellen finden. „Viel Unterstützung erhielten wir bei all diesen Maßnahmen von der Gemeinde Hasselroth, der Stadt Langenselbold und Hessen Mobil.“, so Könitzer abschließend.
GENAU zur rechten Zeit – die neue Umweltlotterie
Gleich zweimal gewannen Projekte der GNA in der hessischen Umweltlotterie. So kann nicht nur in Rodenbach ein neues Biotop angelegt, sondern endlich auch das Projekt „Vorfahrt für den Fischotter“ in Angriff genommen werden. Leider werden immer wieder gerade junge Otter Opfer des Straßenverkehrs. Daher gilt es, problematische Straßenbrücken an der Kinzig zwischen Hanau und Wächtersbach „ottergerecht“ umzugestalten.
Die Rückdrängung der giftigen Herbstzeitlosen …
… kam in diesem Frühjahr durch Regen und Hochwasser etwas ins Stocken. Die Bearbeitung des 600 ha großen Projektgebietes konnte oftmals nicht durchgeführt werden. Allerdings sieht man da, wo es möglich war, erste Erfolge: Die Herbstblüte blieb auf diesen Flächen größtenteils aus. Hintergrund: Die Ausbreitung der Pflanze im extensiv bewirtschafteten Grünland verhindert die Vermarktung des Heus und macht die Bewirtschaftung unrentabel. Werden die Wiesen nicht mehr gemäht, hätte dies fatale Konsequenzen für die Artenvielfalt. Deshalb arbeiten Kommunen, Behörden und viele landwirtschaftliche Betriebe seit 2015 eng zusammen. Unter der Leitung der GNA soll die Herbstzeitlose weitgehend aus den Wiesen verdrängt werden. Natur- und Artenschutzgesichtspunkte finden dabei besondere Berücksichtigung.
Waldtümpel und Lehrpfad im schönen Orbtal
Bereits im Februar entstanden in Zusammenarbeit mit der örtlichen Natur- und Vogelschutzgruppe und der Stadt Bad Orb mehrere Stillgewässer mit dem Ziel, eine stabile Amphibienpopulation aufzubauen. Am längsten Barfußpfad Deutschlands laden nun seit kurzem auch zwei Lehrtafeln, die die GNA konzipierte, zum Verweilen und Informieren ein. Noch Anfang Dezember legte die bewährte Kooperation im Orbtal weitere Laichtümpel an. Grasfrosch, Erdkröte und Feuersalamander wird es freuen.
Rettet den Eisvogel - Artenschutz vom Wasser aus
Nach viel Regen und Hochwasser im Frühjahr und Sommer konnte die Kinzig nun endlich - von Gelnhausen bis Erlensee - mit dem Kajak zwecks Sichtung von Eisvogelwänden befahren werden. Erstes Ergebnis: Eisvogelwände mit Brutröhren, die auch genutzt werden, sind an einer Hand abzuzählen. Umso wichtiger ist es, geeignete Wandabschnitte in einem späteren Arbeitsschritt als Brutwände wiederherstellen.
Natur- und Umweltbildung für Groß und Klein
Erlebnisorientierte Umweltbildung ist der GNA sehr wichtig. Neben den beliebten Fachexkursionen in die Projektgebiete Ruhlsee, Eschenkar oder in die Kinzigaue werden von März bis Oktober Führungen und Erlebnisausflüge für Jung und Alt angeboten; ebenso spannende Veranstaltungen mit der Wasserforscherkiste im Rahmen von Schulprojektwochen, Ferienfreizeiten oder in Kindergärten. Jeden Samstag trifft sich zudem die Rodenbacher Naturschutzjugendgruppe „Die Eisvögel“ unter neuer Leitung. Der neue Veranstaltungskalender kann ab sofort kostenlos angefordert werden (Telefon: 06184 -99 33 797 oder gna.aue@web.de).
NATUR Online – aktuell, informativ, meinungsbildend
Besonders stolz ist die GNA auf das Internetmagazin NATUR Online, das eine täglich steigende Leserzahl informiert. Die Themen wurden 2016 erweitert: Neben Naturschutz, Artenvielfalt, Klima, Umwelt, Energie und Bildung findet man neuerdings auch Infos zu aktuellen Entwicklungen in der Landwirtschaft und im Meeresschutz. Das Magazin natur-online.info finanziert sich über Werbung, macht aber keine Gewinne. Überschüsse kommen zu 100 % der gemeinnützigen Naturschutzarbeit zugute. (GNA)