Eisvogelhabitatkartierung - Kartierer startet zur nächsten Etappe (c) GNA -
Main-Kinzig-Kreis. Mit finanzieller Unterstützung der Fraport AG und allen notwendigen Genehmigungen ausgestattet, startete die Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA) vor genau zwei Jahren ein ornithologisches Artenschutzprojekt zur Rettung des Eisvogels an der hessischen Kinzig.
Eisvögel sind das Symbol für naturnahe Gewässer, in deren steilen Ufer sie ihre Brutröhren graben. Ein langsam fließender Bach oder Fluss mit reichem Fischbestand und guten Sichtverhältnissen ist ihr bevorzugter Lebensraum. Natürlich müssen auch geeignete „Ansitzwarten“ in Form von überhängenden Ästen oder Baumstämmen vorhanden sein, denn als so genannte Stoßtaucher ernähren sie sich hauptsächlich von Fischen, aber auch von Wasserinsekten und deren Larven, Kleinkrebsen und Kaulquappen.
Auch wenn ab und zu ein „fliegender Edelstein“, wie der Eisvogel wegen seines bunten Federkleids genannt wird, an der unteren Kinzig gesichtet wird: Die nun ausgewertete Kartierung der GNA zeigt, dass nur wenige Uferwände den hohen Ansprüchen der streng nach EU-Recht geschützten Vögel genügen. Denn als Erdhöhlenbrüter graben sie mit dem Schnabel eine fast ein Meter lange, leicht ansteigende Höhle in eine senkrechte Uferböschung, an deren Ende ein erweiterter Nestkessel liegt. Oft werden auch alte, noch intakte Bruthöhlen nach einer Säuberung wieder neu bezogen.
Artenschutz vom Wasser aus
Mit dem Kanu kartierte ein Team aus ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern an schon kalten Tagen im letzten Oktober die Ufer der Kinzig. Der Projektstart musste immer wieder verschoben werden, da die Kinzig oft Hochwasser führte, bei dem eine Kartierung vom Fluss aus zum einem nicht möglich und zum anderem zu gefährlich ist. Die etwa 22 km lange Flussstrecke zwischen der Einstiegsstelle am Flugplatz Gelnhausen und dem Rückinger Wehr in Erlensee wurde an insgesamt drei Tagen befahren. Das Team erfasste dabei alle Uferwände, die für eine Eisvogelbrut in Frage kommen könnten. Insgesamt kartierte die GNA 113 Steilwände. Anhand von 592 Fotos und der erhobenen GPS-Koordinaten konnten 35 Steilwände für Maßnahmen ausgewählt werden.
Kalte Winter werden zum Verhängnis
Der Eisvogel lebt ganzjährig in Deutschland und bleibt auch im Winter in der Nähe seines Brutgewässers. In Hessen ist der Eisvogel laut Roter Liste "gefährdet“. Der Gesamtbestand wird nach Expertenangaben auf 200 bis 600 Brutpaare geschätzt. Auch im Main-Kinzig-Kreis schwankt der Brutbestand stark. Während nach mehreren milden Wintern manchmal bis zu 20 Brutpaare im Kreisgebiet und im Stadtgebiet von Hanau überleben, zählten Ornithologen nach sehr harten Wintern regelmäßig weniger als fünf Brutpaare.
An der Kinzig befinden sich Eisvogel-Brutplätze vor allem am Oberlauf bei Schlüchtern. Alarmierend: Im Unterlauf der Kinzig werden schon seit einigen Jahren nur noch ganz selten Brutpaare beobachtet.
Dies wurde nun leider durch die Kartierung bestätigt, wie Projektleiterin Susanne Hufmann von der GNA berichtete, denn: „Entlang der untersuchten Strecke konnten wir nur zwei aktive Brutplätze entdecken, einer davon im Wurzelteller eines Baumes. Allerdings gibt es auch einige Uferwände, die verwaiste Eisvogelbrutröhren aufweisen.“
Manche davon seien mit leichtem Arbeitsaufwand wieder herstellbar, wenn sie nur wenig mit Gestrüpp und Ästen bewachsen sind. Auch Uferwände, die durch Erosion Abbrüche und Vorsprünge aufweisen, die nach Beute suchenden Waschbären oder Mardern als Aufstiegshilfen dienen, können durch den Einsatz von Motorsense oder Kettensäge und in Ausnahmefällen mit dem Bagger für den Eisvogel wieder attraktiv gestaltet werden, stellt das nun vorliegende Maßnahmenkonzept fest. „Dringend sind jetzt kurzfristige Maßnahmen wie das Zurückschneiden der Vegetation oder das Abstechen und Begradigen mancher Steilwände, um schon im nächsten Frühjahr neue Brutplätze anbieten zu können.“, mahnt die GNA-Biologin abschließend.
Fraport AG ist Projektpartner
Um dem Eisvogel eine Zukunft an der unteren Kinzig zu ermöglichen, gewann die GNA bereits 2015 die Fraport AG als Partner. Susanne Hufmann übergab nun ein umfangreiches Konzept zur Verbesserung der Brutplatzsituation, das aus dem Umweltfonds der Fraport AG finanziert wurde.